Wenn „Ratzebutz“ über Kegelbahnen dröhnt
Der Landrat besucht die Pöllwitzer Mücken bei einem Bundesligaspiel in Zeulenroda
Zeulenroda. Wer bei Kegeln an alte Männer und abgeschabte Kugeln denkt, liegt im Falle der Pöllwitzer Mücken völlig falsch. Junge Frauen – ziemlich viele davon sind Mütter – kegeln in der Bundesliga auf höchstem Niveau. Der Sportverein der Keglerinnen ist nicht etwa in Berlin oder Erfurt angesiedelt, sondern in Pöllwitz, einem kleinen Ort im Landkreis Greiz.
Kürzlich besuchte der Landrat Dr. Ulli Schäfer die erfolgreichen Keglerinnen zu einem Bundesligaspiel in Zeulenroda. „Wahnsinn, was da für eine tolle Stimmung ist. Das habe ich mir so nicht vorgestellt.“ Beim Spiel gegen das Europapokalteam KV Liedolsheim packten die Keglerinnen ihr ganzes Können auf die Bahn und bekamen lautstarke Unterstützung durch ihre Fans. „Ratzebutz“ heißt der Schlachtruf, wenn alle Kegel gefallen sind. „Maestro, Musik“ wird gerufen, wenn ein besonders guter Wurf gelungen ist. Der positive Lärmpegel bei einem Spiel der Pöllwitzer Mücken ist nicht unerheblich. Deshalb trugen die Babys der Spielerinnen denn auch Gehörschützer.
„Natürlich sind unsere Kinder mit dabei. Das geht gar nicht anders, besonders dann, wenn noch gestillt wird“, sagte Anna Müller. Für ihren Sport sind die Kegelfrauen mit ihrem Trainer Ronny Hahn viel unterwegs. „Gut 25.000 Kilometer fahre ich in einem Jahr mit dem Mannschaftsbus. Wir sind europaweit unterwegs und viel auf der Straße“, erzählt der 38-Jährige. Bei den meisten ist die ganze Familie kegelbegeistert und involviert. „Anders geht es gar nicht“, merkt Sarah Conrad an.
„Hut ab für die vielen Stunden Freizeit, die in Euren Sport steckt“, bemerkte Dr. Ulli Schäfer, gegenüber der Keglerin, mit der er nach einer spannenden Partie ins Gespräch kam. „Ich trainiere einmal in der Woche die Kegeltechnik zusätzlich die Muskulatur. Ich gehe in der Mittagspause laufen und mache Yoga“, erzählt Sarah Conrad, die zwei Kinder hat und deren Mann auch kegelt. Alles sei durchorganisiert, auch das Privatleben. „Spontan etwas machen in der Freizeit geht bei uns nicht“, sagt die junge Mutter. Kegeln ist eine Nischensportart. Sie wird nicht sonderlich gut gefördert. Und trotzdem begeistern sich die Pöllwitzer Mücken für ihren Sport und geben alles. Es ist die Geselligkeit, gepaart mit Professionalität und der Zusammenhalt der ganzen Kegelfamilie, was die Sportlerinnen antreibt, trotz geringer Anerkennung von außen für diesen Nischensport.